WIR SIND NICHT ASOZIAL!


sozial marginalisiert ist nicht asozial ist nicht sozial schwach




In Diskussionen, Kommentaren, Drukos, bei Gesprächen im Alltag aber auch in Zeitungsartikel und sogar bei Reden von Politikern - immer wieder stoßen wir auf den Begriff der "Asozialen", der "sozial Schwachen". Vermehrt seit der letzten türkisblauen Regierung, die mit Aussagen wie "fehlende Anreize", "soziale Hängematte" oder "Eltern, die morgens nicht aufstehen" massiv Stimmung gegen Armutsbetroffene geschürt haben.


Doch wissen wir eigentlich, worüber wir reden, wenn wir von Asozialen sprechen? Was steckt hinter dem Begriff, was hinter der Stigmatisierung von Betroffenen und warum hat all das mit der schlimmsten Zeit der jüngsten Vergangenheit zu tun?


Wenn wir über Asoziale sprechen, meinen wir meistens eigentlich jene, die am Rand der Gesellschaft stehen. Obdachlose, Erwerbslose, Armutsbetroffene, Sozialhilfeempfänger. Wir verwenden umgangssprachlich allzu schnell den Begriff "Assi", wenn Menschen nicht in unser Bild der Norm passen, vermehrt auch durch diverse Trashsendungen, die Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und/oder Armutsgefährdete regelrecht vorführen. Jedoch sind diese Menschen sozial marginalisiert, sind sogenannte soziale Randgruppen, die nicht der Norm entsprechen. Es sind Menschen mit besonderen Belastungen, die nicht in der Lage sind, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen.


"Asozial" (aus dem griechischen; bedeutet eigentlich unsozial, der gesellschaftlichen Norm abweichendes Verhalten) ist seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine politisch genutzte Sammelbezeichnung für als minderwertig eingestufte Personen.


Ab 1933 wurden "Schmarotzer" und "Nichtstuer" zu Tausenden verhaftet, um bei der Bevölkerung Stimmung gegen diese Randgruppe zu machen und asoziale Randgruppen einzuschüchtern. Ab 1940 wurden dann nicht und unzureichend Arbeitende in Arbeitslager gebracht, viele davon überlebten die "zur Abschreckung" dienende Haft nicht.


Armutsbetroffene zu stigmatisieren, Stimmung gegen sie zu machen, indem man ihnen missbräuchliche Inanspruchnahme der Sozialhilfe vorwirft (liegt unter 1%), man öffentlich von Schmarotzern spricht, sie zu Asozialen abstempelt...all das hat in jüngster Vergangenheit wieder Einzug in unsere Politik gefunden. Und das sollte uns aufhorchen lassen. Wir dürfen nicht diesem "Wir gegen die Anderen"- Populismus verfallen, nicht Teil dieser Beschämung werden. Soziale Randgruppen in das Klischee der Asozialen zu drängen, bringt nur denen etwas, die die Bevölkerung spalten wollen. Armut war und ist Teil unserer Gesellschaft. Armut, das sind Kranke, Erwerbslose, pflegende Angehörige, prekär Beschäftigte. Armut ist weder asozial noch sind Armutsbetroffene sozial schwach (auch dieser Begriff wird fälschlicherweise gerne verwendet). Sozial schwach sind jene, die Stimmung gegen Randgruppen machen. Wie wir mit den Marginalisierten umgehen, zeigt, wie sozial oder asozial wir als Gesellschaft sind.


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