Wenn aus Hilfe Demütigung wird
Ich war immer Alleinverdienerin. Mein erster Mann hat nicht gearbeitet, und ich hatte noch Glück, dass er bei der Scheidung nicht auch noch Unterhalt von mir gefordert hat. Nach der Scheidung konnte ich wegen der Kinder nicht Vollzeit arbeiten, aber ich hatte einen Job und hab 600€ verdient. 300€ Miete kalt... Meine Tochter sollte auf Skikurs fahren, es war klar, dass das nicht möglich ist.
Ohne mich zu fragen (ich hab mich zu sehr geschämt, um um Hilfe zu bitten), hat die Klassenvorständin beim Elternverein um Unterstützung gebeten. War lieb gemeint, ich weiß. Die haben mich dann kontaktiert und alle Daten von mir gefordert. Als ich gesagt hab, dass ich 600€ verdien, haben sie mir einfach nicht geglaubt! Ich musste Lohnzettel und Kontoauszüge schicken. (Und nein, die waren nicht freundlich und verständnisvoll, sondern voller Vorwürfe, wieso ich denn mein Leben nicht auf die Reihe krieg.) Ja, mein Kind ist auf Skikurs gefahren, aber nie in meinem Leben wurde ich mehr gedemütigt wegen Geld. Später hab ich nie wieder um Hilfe gebeten.
Der Text stammt von einer wundervollen Frau, zweifache Mutter, zum Zeitpunkt der Armut 30 Jahre jung und heute selbständig.
Die erste Story ist online. Armutsbetroffene erzählen. Ohne be- oder verurteilt zu werden. Das ist mir wichtig. Keine Vorurteile, keine guten Ratschläge like "ja, aber da hättest du doch...". Nein. Lesen. Nur lesen. Und nachfühlen. Bitte. Dankehttps://t.co/ZWE8Ch7FZP
— Dani B🌻☀️ (@DaniBrodesser) April 8, 2019